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Obstweinkelterei und Schänke - Der Laubegaster WeinbauerWeinbauer® Historisches

 

Die Kelterei Donath

In Laubegast stand die Wiege der deutschen Fruchtsaft-Industrie. Der Begründer des Industriezweiges war Emil Donath.

 

Die Familie Donath ist mit Laubegast eng verbunden. Sogar eine „ Donathstraße“ gibt es in Laubegast, leider ohne Hinweis auf die Namensgeber.

 

Der Enkel des Gründers Dietrich Donath berichtet aus der Familiengeschichte:

 

„Christian Hermann Donath, geboren 1833 zu Annaberg, gestorben 1909 in Lockwitz, war mein Urgroßvater. Er erlernte die Drechslerkunst. Seine Wanderzeit führte ihn bis in die Schweiz. Nach seiner Heimkehr heiratete er 1855 Mathilde Wilhelmine geb. Estel aus Stahlberg (jetzt Ortsteil von Bärenstein). Seine Frau war eine außerordentlich fleißige und befähigte Geschäftsfrau, Spitzenklöpplerin und Schneiderin. Sie fertigte mit einer großen Zahl von Heimbetrieben, kunstvolle Klöppel- und Perlenarbeiten sowie Posamenten an. Bis nach 1945 gab es in Stahlberg die ‘Donathgasse‘ - das alte Donath-Haus steht noch heute.“

Christian Hermanns älterer Bruder Rinaldo, geboren 1833, war es, der als erster in die Welt zog und „Unruhe“ in die bis dahin sesshafte Familie brachte. Er war ausgebildeter Kunstdrechsler und Bildhauer. Als Soldat wurde er 1849 bei den Straßenkämpfen in Dresden eingesetzt. Nach dem Abschied aus dem Heer beschäftigte er sich mit dem Konservieren von Früchten und eröffnete auf der Waisenhausstraße in Dresden eine Frucht- und Konservenhandlung. Mit 40 kaufte er ein Restaurationsgrund stück in Blasewitz.

 

1872 siedelte er nach Tolkewitz über und erwarb nicht nur den alten, baufälligen Gasthof, sondern auch 3 Scheffel Feld. Hier fand sein Schaffensdrang den richtigen Boden. Mit Hilfe seines Bruders Christian Hermann Donath, der 1875 nach Laubegast zog und sich inzwischen als Kunstdrechsler, Kunstmaler und vor allem als Fotograf einen Namen gemacht hatte, gestaltete er einen Ort, der für alle Altersklassen Erholung bieten sollte und nach seiner Vollendung einzigartig war - „ Donath‘s Neue Welt“.

 

Christian Hermann Donath hatte mit seiner Frau Mathilde Wilhelmine acht Kinder. Dazu gehörten Albert, 1863 — 1935, und Helene, 1870— 1974. Sie heiratete nicht, blieb die treue Helferin der Familie.

 

Emil, 1868 - 1945, studierte an der Kunstakademie in Dresden.

 

Dietrich Donath sagt über seinen Großvater:

 

„Er erlitt in früher Jugend einen Impfschaden. Auf ärztlichen Rat überwand er seine Krankheit mit einer ‘Früchtekur‘. Daraus entsprangen die Versuche, sich die Inhaltsstoffe der Früchte, ohne die damals üblichen chemischen Konservierungsstoffe, auch in den Monaten ohne frische Früchte zu erhalten. Er studierte die Schriften von Louis Pasteur und begann Fruchtsäfte, vor allem alkoholfreien, naturreinen Apfelsaft herzustellen. 1893 meldete er, wie aus einer erhaltenen Notiz hervorgeht, auf Drängen des Laubegaster Gemeindevorstandes, das Gewerbe an.

 

Es ist sehr wahrscheinlich, dass er der Erste in Deutschland war, wenn nicht in Europa, der alkoholfreie Fruchtsäfte gewerblich herstellte und sie zu Markenprodukten machte.

 

Historische Anzeige des Laubegaster Weinbauern

Vielleicht waren es die Heilkräfte der Natur, die ihn doch ein respektables Alter erreichen ließen. Seine und die Grabstätte seiner Frau befinden sich auf dem Friedhof Tolkewitz.“

 

Die Produktionsstätte in Laubegast in der Hauptstraße 2, (heute Österreicher Straße 5) war nicht zu übersehen. Ein großer gelbroter Apfel, geflochten wie ein Korb, hing im 1. Stock und zog die Blicke auf sich.

An der Vorderseite des Hauses warb er mit „Obstweinkelterei und Schänke“ und „Laubegaster Weinbauer“ um Abnehmer und Gäste.

In der „urgemütlichen Weinstube aus Großvaters Zeiten“ oder unter Bäumen im Garten, ließen sich die Besucher die Obstweine schmecken.

 

Keltertrüber Apfelsaft enthält Pektin, einen Stoff, der den Apfel bei Verdauungsstörungen so wertvoll macht. Mineralien und Vitamine bleiben erhalten. Bereits 1896 bei der Internationalen Gartenbauausstellung in Dresden erhielt der Süßmost aus Äpfeln, Johannisbeeren oder Kirschen die erste Goldmedaille.

 

Emil Donath heiratete 1897 Pauline Amalie Belleville aus Pirna, Tochter des vermögenden Zinngießer- und Zinnschneidermeisters Paul Belleville. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor:

Die Gebrüder Fritz, 1900 — 1989, und Erhard, 1902 — 1956, sollten die Firmengeschichte weiterschreiben.

 

Nach ersten Erfolgen in Laubegast wurde die Produktion aus Platzgründen 1906 nach Lockwitz verlagert. Die Brüder Emil und Albert firmierten in Lockwitz als „erste sächs. Kelterei alkoholfreier, haltbarer Natur-Moste“. Diese Firmierung wurde auch nach dem Austritt Alberts beibehalten. In den zwanziger Jahren traten die Söhne Fritz und Erhard Donath als Mitarbeiter später als Gesellschafter und nach 1935 als Inhaber in die Firma ein. Fritz war kaufmännischer, Erhard technischer Leiter.

 

Fritz Donath erzählte seinem Sohn Dietrich:

„ Wenn in der Inflation eine Kundenzahlung erfolgte, wurden sofort Löhne aus gezahlt und die Mitarbeiter zum Einkaufen geschickt, da das Geld innerhalb von Stunden wertlos wurde!“

 

Die Firma zählte bis 1945 zu den bedeutendsten Fruchtsaftkeltereien in Deutschland, viele Verfahren wurden entwickelt und erprobt. Der Lockwitzgrund war das „Mekka“ der Fruchtsafthersteller, unzählige Kollegen besuchten den Betrieb, es wurde ein reger Erfahrungsaustausch gepflegt.

 

Ehrhard Donath gründete 1930 den Verband der Deutschen Süßmostkeltereien, der noch heute als Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie besteht.

Zu den Fruchtsäften und Obstweinen kamen „Dicksäfte“, Fruchtsirup, Spezialitäten wie Friate und Fruchtpunsch (heute „Glühfrucht“), in den dreißiger Jahren auch Gemüse- und Pflanzensäfte. Ein besonderer Erfolg war es, als es 1936 gelang, Donath Apfelsaft „versuchsweise“ in den Speisewagen der Mitropa auf der Strecke Dresden - Berlin einzuführen. Auf halber Strecke war der Bestand ausverkauft. Es dauerte nur wenige Monate bis alle Speisewagen der Mitropa Donath Apfelsaft führten. Die Chronik berichtet sogar, dass in den 3oiger Jahren Menschenaffen im Nürnberger Zoo mit Donath-Heidelbeersaft von einer Darmerkrankung geheilt wurden.

 

Die Donath-Kelterei war nicht nur in Deutschland erfolgreich. Es wurde auch bis nach England, Südafrika und den USA exportiert. Der Absatz stieg, die Produktionsräume waren immer zu eng, es wurde ständig gebaut und neue leistungsfähigere Technik installiert. Unter anderem wurde ein großes Lager in der ehemaligen Schokoladenfabrik Rüger im Lockwitzgrund unterhalten.

Der Ausbruch des Krieges brachte harte Schläge. Fritz Donath musste ab September 1939 Wehrdienst leisten. Die Exportverbindungen brachen ab, die Firma wurde als .‚kriegswichtig“ eingestuft.

 

Ein großer Teil der männlichen Mitarbeiter wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Frauen, Fremdarbeiter und Kriegsgefangene sollten die Lücken füllen. Die gesamte Produktion unterlag der Zwangsbewirtschaftung. Bevorzugt versorgt wurden Wehrmacht und Krankenhäuser.

Während des Krieges hatte die Verwertung aller einheimischen Früchte höchste Priorität, besonders die Versorgung mit Vitaminen (es gab damals noch keine bezahlbaren synthetischen Vitamine). Dem Hagebutten Dicksaft folgte das Ebereschen Konzentrat. Damit wurde Erhard Donath zum Vater der „Deutschen Zitrone. Apfelreste wurden getrocknet ‘und gemahlen und das „ApfeIzelIstoffpulver“ gegen die damals häufigen Durchfallerkrankungen eingesetzt. Das 50-jährige Jubiläum am 24 Juni 1943, dem 75. Geburtstag von Emil Donath, ist Dietrich Donath in guter Erinnerung. Fritz Donath bekam damals wenige Tage Sonderurlaub aus Russland. Viele derer, die an der Feier noch teilnehmen konnten, haben den Krieg nicht überlebt. Fritz Donath geriet bei Kriegsende in russische Gefangenschaft.

 

Wegen Krankheit und seines Alters wurde er 1946 entlassen.

 

Dietrich Donath blickt zurück:

 

Das Kriegsende 1945 brachte das Aus für den Familienbetrieb in Lockwitz. Fritz Donath wurde in Abwesenheit zum „Kriegsverbrecher“ gestempelt, sein Firmenanteil 1946 enteignet. Erhard musste seinen Anteil wenige Jahre später ebenfalls abgeben, nach dem die „Nachfolger“ sein Wissen nicht mehr benötigten.“

 

Erhard Donath wurde 1950 als Leiter der Forschung und Entwicklung der „Vereinigung Volkseigener Betriebe“ berufen. 1951 begann er seine Tätigkeit in der Versuchs- und Forschungsanstalt Dresden-Pillnitz.

Erhard Donath war auch als Prof. mit Lehrauftrag an der Humbold-Universität Berlin und an der Universität Leipzig tätig. Er starb am 25. Februar 1956 an seinem Arbeitsplatz in Pillnitz.

Fritz Donath verließ Dresden 1950 über die damals noch „grüne Grenze“. Ohne Mittel, nur mit seinem Wissen und neu erwachter Schaffenskraft, begründete er in München die „Donath Kelterei Fritz Donath“.

Sein Vetter Hermann Donath, der gerade erst aus englischer Gefangenschaft in seine vom „Treuhänder“ heruntergewirtschaftete Mühle zurückgekehrt war, gab ihm Rückhalt beim Neubeginn in Bayern.

Fritz entschied sich, nicht einfach an das Alte anzuknüpfen, er suchte und fand einen neuen Weg. Die reichen wilden Sanddornvorkommen in den Auen der bayrischen Gebirgsflüsse brachten die Idee.

Währen des Krieges war der Sanddorn durch seinen hohen Gehalt an Vitamin C und anderen natürlichen Wertstoffen aufgefallen.

 

Fritz Donath entwickelte mit seinem ersten Mitarbeiter „Donath Sanddorn Vollfrucht“, das erste wohlschmeckende Sanddorn-Erzeugnis. Donath Sanddorn wurde zum Markterfolg und bildet bis heute die Basis des Unternehmens. Es folgten weitere Vollfrucht-Erzeugnisse, Spezialitäten aus dem alten Lockwitzer Programm (Friate, Glühfrucht, später auch die traditionellen Säfte).

Die Donath Erzeugnisse wurden vor wiegend in Reformhäusern verkauft. Das schwere Handicap für Fritz Donath war der Verlust seines gesamten Vermögens nach 1945.

Er war zur Finanzierung des Unternehmens auf Fremdkapital angewiesen. Als die ursprünglichen Gesellschafter ihre Beteiligung veräußerten, führte dies zu sehr unerfreulichen Verhältnissen. Fritz Donath entschloss sich, 1970 aus der Geschäftsführung auszuscheiden. Nach seinem Tode 1989 musste die Familie die restlichen Anteile abgeben. Heute gehört die Firma zur Underberg Gruppe und hat unter sehr einfühlsamer Führung einen neuen positiven Weg beschritten.

Der volkseigene Betrieb in Lockwitz wurde zuerst als „Donath Kelterei“ fortgeführt.

 

Zur Vermeidung markenrechtlicher Auseinandersetzungen, wohl auch um den alten Familiennamen zu tilgen, wurde der Betrieb in „Kelterei Lockwitzgrund“ umbenannt und gehörte später mit sieben Zweigwerken und über 500 Mitarbeitern zu den bedeutendsten Fruchtsaftproduzenten in der DDR.

Kehren wir zu Dietrich Donath zurück. Der Enkel von Emil Donath kaufte 1991 die ehemalige Kelterei seines Großvaters für eine Mark von der Treuhand und versuchte mit seiner Frau Marianne als Vertriebschefin in dritter Generation das Lebenswerk seiner Vorfahren zu neuer Blüte zu führen.

Ihm und seiner Frau war klar, dass das Überleben des Unternehmens einzig und allein vom Markterfolg abhängen würde.

Es gelang in relativ kurzer Zeit ein neues Markenbild und Produktprogramm zu schaffen. Listungen bei wesentlichen Handelsketten wurden erreicht. Sogar das Bundeskanzleramt unter Helmut Kohl wurde zum Kunden. Zeitungsberichte klangen vielversprechend, Investitionen wurden getätigt, doch die Schulden wuchsen.

Die Gründe dafür sind mannigfaltig und können hier nicht dargestellt werden. 1994 stellte Dietrich Donath die Produktion ein.

Heute ist die „Kelterei Lockwitzgrund“ eine Industriebrache.

 

Die Marke ist jedoch erhalten geblieben. Die Säfte wurden an verschiedenen Standorten hergestellt und werden jetzt durch die Lockwitzgrund Markenvertrieb GmbH, Sohland an der Spree, vertrieben.

 

Joachim Bost

 

Wir bedanken uns bei Dietrich Donath und Frank Melzer für ihre Unterstützung.

 

Alle Texte wurden ohne Veränderungen übernommen aus:

DIE FÄHRE - MONATSBLATT FÜR LAUBEGAST, KLEINZSCHACHWITZ, ZSCHIEREN, MEUßLITZ, NIEDERPOYRITZ, HOSTERWITZ, PILLNITZ - HOJAHRGANG 12, HEFT 5, MAI 2006, Seite 1-4